1. Etappe: Köniz - Venedig

Diese Etappe ist nach den Berechnungen von Outdooractive 668 Km lang. Dafür werde ich wohl 4 - 5 Tage Fahrzeit benötigen. Die Strecke geht von Köniz über Luzern, Näfels, den Vereina-Tunnel (Flüela noch geschlossen) Scuol, Reschenpass **, Meran, Bozen, Trento bis Venedig.

** Der Reschenpass im Südtirol ist lediglich etwas über 1300 m hoch, deshalb schnee-und eisfrei.

 

Quiz: Welches Bild gehört zu meinem Ziel Venedig?

Antwort: Richtig! Das Bild links - gehört nicht zu Venedig, also kann es nur das rechts sein.

 12. April: 1. Teilstrecke: Köniz - Uznach

Gestartet  etwas nach 09.00 Uhr in Köniz in Richtung Huttwil - Baar - Hirzel - Zürisee - Uznach bin ich gleich schon vorsorglich in Muri zum Media Markt und habe mir ein zweites Handy in der Preisklasse um CHF 300 besorgt. Dies, weil ich ausserhalb der Schweiz bzw. im EU-Raum nicht von Roaming-Gebühren überrumpelt werde, was mir vor Jahren schon mal passiert ist in Form einer Rechnung von ziemlich genau CHF 10'000 - unglaublich. Ich werde, sobald ich die Grenze nach Italien überschreite gleich eine Prepaid-SIM-Card besorgen. Mein Navy auf dem Velo ist neu und ich habe noch zuwenig Erfahrungen wie zuverlässig und präzise das Gerät wirklich ist. So möchte ich immer wieder mal einen Blick auf eine App eines Navy-Programmes auf dem Handy werfen.

Die Reise war bei schönem Wetter von Winden gezeichnet. Mit den ersten 2 Akkus bin ich ca. 105 Km weit gekommen, bin aber vorwiegend in der zweitschwächsten Unterstützungsstufe gefahren. Das grosse Gewicht von insgesamt 135 - 140 Kg macht sich vor allem bei den Aufstiegen und beim Manövrieren bei tiefen Geschwindigkeiten bemerkbar, das war aber nicht anders zu erwarten. Mein Range ist also so gegen 200 Km bei sanften Hügeln (ohne Pässe) und relativ tiefer Unterstützung. 

Ich habe drei Eindrücke von heute mitgenommen: a) Ein Verkaufsstand in Hasle-Rüegsau der so nicht in das eher konservative Emmental passt, b) eine junge Frau die mich quasi verfolgt hat auf dem Velo und mich spontan angesprochen hat, leider nicht wegen mir, sondern wegen dem speziellen Velo. Ihr sind die zwei Akkus aufgefallen. Sie wusste nicht dass es so etwas gibt und c) die spontane Einladung von Silvan Fischer, ein Freund von früher aus ersten Korsika-Zeiten der in Uznach wohnt. Wir waren zusammen Nachtessen und ich übernachte bei ihm im grossen Einfamilienhaus. Hat alles gepasst, Frau und Kind weg auf Reise und er hatte nichts Spezielles vor heute Abend. Insgesamt ein gelungener erster Fahrtag. Ich war ca. 7 Stunden auf dem Velo für ca. 170 Km, macht einen Schnitt von 24 Kmh.

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Die Bilder von links nach rechts von oben nach unten

- Offener Verkauf von Schnüren, Seilen, Gummizügen und Ketten mit Briefkastenkasse in Hasle-Rüegsau (Emmental. Ja genau aus dieser Gegend stammt der                         berühmte Käse).

- Flyer in Huttwil. Ich fahre ein Konkurrenzprodukt und bin deshalb nicht rein in den Laden...

- Mittagsrast am Mauensee (privat, mit Schloss auf Insel). Kannte ich bis anhin nicht. Liegt gleich neben dem Sursee.

- Eingangstor von Sursee.

- Mein Weg dem Sursee entlang.

- Wollerau gleich nach dem Hirzel (kleiner Pass von Baar zum Zürisee). Hier hat es mehrheitlich Platz für Betuchte, entsprechend sind die Häuser.

- Schlussendlich Silvan und ich beim "Bechern".

13. April: 2. Teilstrecke Uznach - Scuol

"Der Wind, der Wind, das himmlische Kind". Woher meine Mutter diesen Spruch hatte weiss ich (immer noch) nicht. Aber was ich heute diesbezüglich erlebt habe ist alles andere als himmlisch. Vor allem dem Rhein entlang in der Gegend von Bad Ragaz. Da hat es  mich auf dem Damm fast vom Rad runter geweht. Die Gegend war sonst sehr schön dort. Ich benötigte dort kaum Wegweiser - einfach immer frontal dem Wind entgegen. 

Gestartet bin ich heute morgen um 0830 Uhr, war früh wach und Silvan musste zur Arbeit, ist eben noch "dabei". Danach ging's in Richtung Walensee. Am linken Ufer wo eben auch die ehemalige "Qualenseestrasse" verläuft hat es einen wunderbar angelegten Veloweg, teils durch beleuchtete Tunnel wo nur Fahrräder durch dürfen. Perfekt, habe ich noch nie gesehen bis jetzt. In Walensee war ich ca. um 10 Uhr. Dort habe ich dann in der Sonne gefrühstückt und anschliessend beim Tisch noch die Kette zum ersten mal geölt und die Satteleinstellung noch optimiert. Dann ging's wie erwähnt über Bad Ragaz, dann Malans, Schiers, Küblis und dann hinauf nach Klosters. Nach Klosters in den Zug und durch den Tunnel, da der Flüelapass noch geschlossen ist, manchmal ja bis Juni. Die letzten ca. 20 Km nach Scuol waren dann schnell erledigt, ging's doch mehrheitlich bergab. Tourist Information Eingangs Dorf angerufen und gleich ein günstiges Hotel gefunden, das Collina. Mein Velo steht jetzt im Esssaal (hat die Chefin gleich selbst empfohlen) zum aufladen der Akkus. Heute war ich gut 9 Stunden draussen, davon etwa 6 auf dem Velo. Den Rest habe ich "verplämperlet" mit Essen, Rumschauen, Velo einstellen, Fotografieren und Warten (auf den und im Zug). Länge der Strecke ca. 155 Km.

Ja, auch das war speziell. Ganz zum Schluss wurde der Zug noch mit einem grossen Lastwagen beladen mit Anhänger. Der Zug ist ca. 10 - 15 cm breiter als die Spur von Anhänger und LKW, da ist ein Beladen rückwärts sicher nicht einfach. Die "Bähneler" waren nervös und hässig und haben den Fahrer mit Schimpfwörtern belegt die ich hier nicht zitieren möchte, weil er zwei-dreimal ansetzen musste. Das hatte dann zur Folge, dass nicht rechtzeitig gestartet werden konnte (ä Tougg im Heft vo de Bähneler) und damit ein Personenzug noch abgewartet werden musste. Ich habe die Professionalität der Bahnangestellten vermisst. 

Hier in Scuol rundum Schnee auf den Bergen.

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Die Bilder von links nach rechts von oben nach unten

- Für Eisenbahnfans

- Einer der Tunnel, nur für Radfahrer, beleuchtet, geteert, breit und unter der Walenseestrasse im Fels.

- Hier kommen wahrscheinlich alle von Schweiz Mobil erfassten Wege und Routen der Schweiz zusammen, egal ob Velo, Wandern, Kanu, Skaten usw.

- Auf dem (Blas-)Damm dem Rhein entlang kurz vor Bad Ragaz

- Ich habe den Damm verlassen und windgeschützte Wege gefunden - hat sich gelohnt

- Bin hier auf dem Trottoir gefahren, war alles so eng in dem Tal kurz vor Seewies

- Solche Natur macht das Hochfahren angenehmer

- Warten auf den Zugverlad durch den Vereinatunnel bei Klosters

 

14. April: 3. Teilstrecke Scuol - Ora

Man wird sich sicher fragen "Ora?" Ja, habe halt hier irgendwo 200 Km vor Venedig und 10 - 15 Km vor Trenta ein Hotel mit einem Zimmer für mich am Radweg gefunden. Ab 16 - 1700 Uhr habe ich immer ein Auge auf mögliche Unterkünfte. Meine Erfahrung sagt mir lieber zu früh als zu spät schauen. Bin auf früheren Touren auch schon in Städten herumgeirrt und habe nichts gefunden, gefroren, weil im April wird's nachts noch kalt und war dann auch noch "geschafft". Heute morgen um 0915 gestartet, war's noch recht kühl so dass ich unter dem Helm noch einen Überzug unterzog (sagt man das so?) und die wärmeren Handschuhe anzog weil es zog.

Schon bald war in Martina dem Grenzort zu Österreich. Gleich dort stieg es recht an bis Reschen, drum heisst auch der Pass so. 1400 m ü.M. Ja, und einmal oben, Capuccino, danach mehrheitlich Abfahrt in Stufen. Schon bald entdeckte ich die ersten Apfelplantagen, hier oben noch vollkommen im Winterschlaf. Kein Blatt, kein nichts. Wird wohl noch kommen oder haben die hier oben ausschliesslich Spätsorten? Je runter desto Blüten und ganz unten die schönsten Äpfel ausgereift, saftig, schon fast überfällig und am verfaulen. Auch wenn die letzte Feststellung natürlich nicht stimmt so stimmt aber, dass ich noch nie auf einem sooo langen Veloweg unterwegs war. Schon beim Runterfahren vom Reschenpass beginnt der und geht dann über Meran und Bozen, ja und hier in Richtung Venedig ist er immer noch nicht zu Ende. Heute ist Samstag und bei diesem Prachtswetter habe ich hunderte von Velofahrern überholt, bzw. gekreuzt. Das Zweite etwas mehr, etwas viel mehr.

Ja das Südtirol besteht fast nur aus Flächen mit Niederstammapfelbäumen. Auch der Bio-Anbau wird immer wichtiger.

 

Übrigens, heute haben mich wieder 2 Ehepaare angehauen und wollten wissen wo's mit mir lang geht und übrigens waren's etwa 160 Km.

 

Aus Wikipedia - Die ersten Apfelbäume haben sich in Kasachstan im mittleren Asien entwickelt. Über die Seidenstraße gelangten die Äpfel zu den Griechen. Mit den Eroberungszügen der Römer kam der Apfel schließlich auch nach Südtirol. Dort bauten im Mittelalter vor allem Klöster Äpfel an und bewahrten so das Wissen über die Anbaumethoden und die verschiedenen Sorten. Auch bäuerliche Familien nutzten über viele Jahrhunderte hinweg den Apfel zur Selbstversorgung. Bereits damals wurde der Südtiroler Apfel über die Alpenpässe...     willst Du mehr wissen? Klicke hier

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Die Bilder von links nach rechts und von oben nach unten

- In der EU! Gefühl wie in der Schweiz.

- Norbertshöhe auf 1405 m.ü.M. kurz vor Nauders

- Und dann bist du plötzlich in Italien und wenn du nicht aufmerksam bist, dann merkst du nichts. Ich war also heute in 3 Ländern.

- Auf dem Reschenpass ein sagenhaftes Nebelmeer. Falsch! Der unendlich lange See ist noch komplett zugefroren.

- So, und jetzt der Radweg. Schau Dir das mal an. Wo gibt es das in der Schweiz, nur für Velofahrer? Ich weiss es - nirgends.

- 200 m lang, 10 m hoch und 50 m breit nur grüne Palettenkisten. Alles für die Apfelernte im Herbst

- Die Stauden blühen

- Nochmals - die Stauden blühen. Achte auf die Vegetation im Vergleich zum Reschenpass und das am selben Tag.

- Stau beim Bahnübergang. Habe eine Viertelstunde Pause erhalten.

15. April: 4. Teilstrecke Ora - Venezia Zelarino

Ja noch nicht ganz Venedig, aber immerhin so etwas wie Agglo. Ich meine, ich bin in etwa noch 10 Km vom Zentrum entfernt, aber da wo sich unterwegs so um 1800 Uhr ein Hotel anbietet muss man zugreifen. Eines kann ich sagen - ich wusste heute kaum noch wie auf dem Sattel sitzen - habe alles ausprobiert, der Sitzschmerz blieb...

Von vorne. 0830 Uhr in Ora gestartet bei angekündigtem durchzogenem Wetterbericht laut Aussage des Capo des Hotels habe ich doch Glück gehabt. Bei den paar Tropfen unterwegs kann man nicht von Regen sprechen. Aber die Sonne habe ich auch nicht gesehen, obschon sie wahrscheinlich da war, mein Kopf jedenfalls hat 

trotz Sonnenschutzcreme einen Leuchteffekt. Ja wirklich hier unten hat es viele Velowege, aber auch stark befahrene Strassen ohne Velospur oder sonst etwas Praktischem für unterwegs. Oft hat es irgendwelche Angaben in Richtung Trottoir, da bist du dann oft froh, wenn du nirgends einklemmst mit dem Gepäck. Ich werde morgen noch eingehender darüber berichten. Irgendwie hat das heutige Highlight gefehlt - ich bin jetzt einfach da wo ich hin wollte. Immerhin ca. 200 Km heute, war gut 7 Stunden auf dem Velo und weil nur nach Trento eine Steigung zu meistern war und Venedig tiefer liegt als Ora ein Schnitt von gut 28 KmH.

Morgen fahre ich wahrscheinlich mal zum Zentrum und schaue mal. Wenn ich irgendwo eine schöne Unterkunft finde bleibe ich da und schalte mal einen Ruhetag ein. 

Die erste Etappe Köniz - Venedig wäre dann hinter mir. Bin gut im Plan, werde aber künftig etwas Runterschalten und gemütlicher vorwärts gehen, eventuell, vielleicht.

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Die Bilder von links nach rechts und von oben nach unten

- Bauruine, noch nicht fertig und schon nichts mehr wert. Ich frage mich ob die Italiener ohne Budget bauen.

- Hier unten bereits alles grün

- Nochmal Veloweg, wirklich, da fahren keine Autos (verboten), nur Velos, wenn auch sehr spärlich zu dieser Jahreszeit.

- Mittagessen unterwegs - unter mir die Schafe, dicht gedrängt, aber denen ist's wohl wohl so.

- Alte Bauruine

- So präsentiert sich mein Navi. Wenn sonst nichts läuft fotografiere ich manchmal mein Navi während dem Fahren.

- Ja und das Meisterwerk. Auch während dem Fahren mit dem Handy geknipst und ich bin tatsächlich drauf. 

- Ich habe mir gesagt wenn ich das erste mal Venedig auf einem Verkehrsschild lese dann fotografiere ich es. Es wurde Realität ca. 60 Km vor dem Ziel.