Reisebericht Korsika 2019

Tag 1: Sonntag, 15. September 2019: Köniz - Simplon Dorf

Ja was kommt denn zuerst, wenn man schon weiss wo man eine Tour für Kunden des Reiseunternehmens Edelline organisieren will? Ganz klar, Rekognoszieren. Zuerst mal vor Ort schauen, ob die geplanten Strecken fahrbar sind, sowohl technisch als auch konditionell. Und genau deshalb bin ich jetzt unterwegs, losgefahren heute morgen um 0900 Uhr in Köniz. Die Vorbereitungszeit für diese Fahrt, genau 2 Tage, Rekord. Trotzdem war's easy, weil ich letztes Jahr die nötigen Erfahrungen gesammelt habe auf meiner grossen Tour durch Europa. Damals war's April und jetzt ist's September. Die Temperaturen dürften sich in etwa im gleichen Rahmen bewegen, nur umgekehrt. Konnte ich mir vor einem Jahr bei Abfahrt kaum vorstellen, dass ich noch in "kurz" unterwegs sein würde, kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass ich allenfalls noch in "lang" fahren werde auf dieser Tour. Nun, ich habe alles dabei, die Kälte könnte kommen. Heute aber war es eher warm, zum Glück hat mich ein kühler Wind immer wieder gekühlt und bei Aufstiegen wie heute wird's sowieso immer kühler je höher man steigt. 

 

Die Gegend, welche ich heute befahren habe kenne ich wie meinen Hosensack, - dachte ich - habe ich sie doch schon des öfteren befahren. Unbeschwert in Richtung Thun, Spiez unterwegs, kaum auf das Navi schauend, alles locker. Bei Spiez mal eine Parallelstrasse versucht und das war falsch. Die Richtung stimmte zwar, aber das Höhenprofil nicht, ging es doch ständig hoch. Krattigen? Mist, aber jetzt umkehren? Auch nicht ideal, also hoch und als Folge noch weiter hoch bis Aeschi. Hätte nicht sein müssen um nach Kandersteg zu kommen. Untendurch ginge auch, vor allem hatte ich noch den Aufstieg bis zum Bahnverlad durch den Lötschberg vor mir und für heute auch den auf den Simplonpass auf über 2000 m ü.M. geplant. Mein Problem ist die Stromreserve in den insgesamt 4 Akkus. 4 Stück ist viel, gibt auch viel Gewicht mit den 2 Ladegeräten. Es ist wie bei der NASA betreffend den Raketen. Viel Treibstoff an Bord um den Treibstoff selbst zu transportieren, unterwegs kann man nirgends tanken und ich nirgends aufladen, das würde mir viel zu viel Zeit rauben. Heute habe ich nochmals festgestellt und laut zu mir gesagt "das Navy hat immer recht" und das heisst, es mehr beachten.

 

Vorweg, die Stromkapazität hat gereicht, ich fuhr ja auch nur auf Stufe 2 (Tour) von 4 Stufen der Motorunterstützung. Wenn ich mit voller Unterstützung gefahren wäre, hätte ich fast in Sekundentakt zusehen können wie die Ladebalken auf dem Display verschwinden. Was war sonst noch? In Spiez habe ich mit einem Langhaarbiker ein Gespräch über Bikes (nicht über lange Haare) geführt und im Zug durch den Lötschbergtunnel mit einem Romand aus Bulle der mit einer schönen Harley unterwegs war. Politisches auf Französisch, heikel sich da präzise auszudrücken, kann schnell schiefgehen und in Schlägerei ausarten, ist zum Glück harmlos verlaufen. Wir haben uns beide gefragt wie es wohl künftig mit Europa und auch der Schweiz ausgehen wird, vor allem im Bereich der Altersvorsorge. Ja Altersthemen sind jetzt plötzlich immer aktueller, warum wohl? Gestern habe ich einen diesbezüglichen Spruch gelesen. "Wenn ein 18-jähriger von den Alten spricht, dann bin ich gemeint". Nun gut, sei es so, aber solange ich von KuhnBieri nichts benötige, gehöre ich zu den Jungen (Alten).

 

Sonntag, beim Blausee Stau auf der Strasse, wollten wohl alle mal wieder Forellen sehen, danach freie Fahrt, der Zug fast leer. Der Simplonpass, nun ja, den hatte ich etwas unterschätzt. Ich habe den vor vielen Monden mal mit dem Rennrad überquert und als gut machbar in Erinnerung. Aber heute? Donnerwetter, war sehr anstrengend, klar mit dem schweren Gepäck und mir selbst noch obendrauf. Zusammen mit dem Velo sicher gegen 130 Kg. Gewicht sparen könnte ich höchstens an meiner eigenen Linie. Gut, eine gebogene Linie ist auch eine Linie. Jetzt bin ich auf jeden Fall im Hotel Post (schlicht und einfach, sauber, gut) im Dorf Simplon gelandet und habe ein nagelneu renoviertes Zimmer bezogen. Das Hotel Post wurde wie der Simplonpass auch von Napoleon gebaut, erstaunlich dabei dieser moderne Lift im Haus, die hatten doch damals noch gar keinen Strom. Übrigens, mein Velo durfte ich gleich im Eingangsbereich unmittelbar neben die Theke der Rezeption stellen, so dass es jeder sehen kann, wahrscheinlich.

Erklärung der Bilder von oben links nach unten rechts. Die Bilder können durch Anklicken vergrössert werden.

Ich ein paar Sekunden vor dem Start / Thun Altstadt / Thun Aare / Thun Holzbrücke 

Spiez Schloss / Thunersee bei Spiez / Der Niesen **/ Mein Navy 

Autobrücke Simplonpass / Simplonstrasse mit Galerien / Berpanaorama auf dem Simplonpass / Hotel Post im Dorf Simplon

Steintafel an Hotel-Aussenmauer

**= Der Niesen, eines der Wahrzeichen der Region Thun. So habe ich als Kind alle Berge gezeichnet.

Tag 2: Simplon Dorf - Vercelli It

Gleich nach dem Start ca. 09.30 Uhr eine Überraschung. Kein Anschluss an die Strasse nach Godo, fahren Sie über den Nordanschluss. Nordanschluss? Geht's noch? Gleich wieder 1-2 Km hochfahren wo ich gestern runtergekommen bin. Nicht mit mir. Mein Motto: Mit dem Velo kommt man überall durch wo auch Fussgänger durchkommen. Ich fahre also ca. 1 Km runter und sehe die Hauptstrasse, komme bis 10 m ran aber dann ist Schluss. Eine Barrière, gut das ist in der Regel kein Hinternis, aber danach ca. 1 m breit senkrechte Armierungseisen wie ein Fakirbrett, nein, das geht nicht, aber weiterfahren auf der schmalen Strasse, wenn auch nur für Zubringer und Wanderer zugelassen, das geht. Mein Navy hat immer recht, man erinnert sich an gestern, es zeigt mir den Weg durch diese Strasse. Mein Navy ist aber auch eines für Mountainbiker. Schlussendlich musste ich steil über unwegsamen Weg runterfahren und stand dann doch noch auf der gewünschten Strasse. Ging alles gut, trotz dem schweren Gepäck und meinen Strassenpneus. Es sollte heute nicht der letzte teerfreie Weg sein. Die Po-Ebene, oder eben Norditalien, ist nicht einfach nur eine Fläche mit Monokulturen, nein, die Landschaft ist teilweise sehr schön und abwechslungsreich. In der Regel befährt man diese Gegend hin zum Meer eben immer nur per Autobahn, langweilig, monoton, ohne jegliche Kurven. Jetzt bin ich in Vercelli, meinem Ziel für heute angelangt, noch ca. 160 Km bis Savona zur Fähre nach Korsika. Im Gegensatz zu gestern hatte ich heute keine längeren, nennenswerten Aufstiege zu bewältigen, höchstens noch der Aufstieg parallel zum Orto-See (leider keine Bilder gemacht, musste einen Rennvelofahrer überholen). Doch die Abfahrt nach Gondo in Richtung Domodossola war eine Freude, teils über 60 KmH schnell, ohne Treten. 

Erklärung der Bilder von links oben nach rechts unten

So begann es heute früh (2 Bilder) / Typische Kirche bei Masera / Typische Brücke bei Masera

Untypisches Haus, nach Masera** / Typische Strasse hier unten, erinnert mich an Korsika, wegen dem Belag / Fluss unter dieser Brücke*** / dito mit  "Voralpen"

Gravellona Toce**** / Turm von weitem-Kamin von nahe, erinnerte mich an das BA für Messwesen in Bern-Wabern / auch solche Gässchen habe ich mehrmals durchfahren / das nächste Bild steht im Gegensatz zum Übernächsten.

Die Autobahn welche ich schon Dutzende Male befahren habe, diesmal überquert / manchmal war's anstrengend, sieht man's? Mein Velo, zwar eingeschlossen, aber diese Nacht nicht alleine, sondern mit zwei zierlichen Damen.

**= Dieses schmale Haus ist nicht mehr bewoht,  gab wohl zuviele Unfälle, hinten rein, ein leichtes Stolpern und schon fliegst du vorne über die Brüstung runter.

***= Einfach schön wie hier die Flüsse genügend Platz haben, keine Kanäle wie bei der Aare, alles ursprünglich.

****= Gravellona Toce (Toce heisst dort der Fluss) habe ich jetzt erstmals "von innen gesehen", sonst bin ich immer auf der Autobahn dran vorbei gefahren. Ich habe dort ein gutes Mittagessen verspiesen. Handgemachte Pasta, Pomodori mit Oliven, Käse drüber, gerade richtig, Espresso zum Abrunden.

(Bilder zum Vergrössern anklicken)

3. Tag, es ist Dienstag, der 17. September: Vercelli - Savona

Nachdem ich mein Velo aus seinem Gefängnis befreit und beladen habe, bin ich ohne Frühstück aufgebrochen. Leichte Dunstnebel über Reisfeldern soweit das Auge reicht. Vielleicht aus der Feuchtigkeit dieses Bodens. Reis wird hier ja nur in ganz flachen Gebieten in Wasser angepflanzt. Jedes Pflänzchen für sich, nichts von Sähen**. Dafür muss auch nicht gedüngt werden. Unterwegs habe ich mich dann doch noch verpflegt. Immer dort anhalten wo schon viele Pensionierte hocken und Ihren Capuccino oder das erste Bier trinken, aber das hat zur Folge, dass ich angestarrt werde, als Fremder mit eigenartigem Helm und eigenartigem Fahrrad. Bin's mir gewohnt. Immer schön grüssen und auf Optimismus machen. Mein Tagesziel war heute eindeutig der Hafen von Savona. Ca. 150 Km, schlussendlich wurden es dann ca. 170. Warum? Nun, hätte ich dem Navi gehorcht wie in der ersten Hälfte der Strecke, wäre ich wohl noch nicht in Savona. Das Navi hat mich über alle Hügel und Erhebungen geschickt welche auf der Strecke lagen. Irgendwann befürchtete ich, dass die Akkus nicht reichen würden. Steigen braucht Strom, viel Strom, vor allem wenn der Pedalwiderstand zu gross wird und man mehr Unterstützung vom Motor benötigt. Dazu kam noch, dass mich das Navi durch eine Einbahnstrasse leiten wollte und ich von der Strecke abkam. Dafür habe ich in einem Dorf das ich sonst nicht befahren hätte, etwas Interessantes gesehen (Bilder unten). Vor den letzten 50 Km war meine Geduld am Ende, jetzt nur noch den Strassenschildern folgen, allerdings oft auf stark befahrenen Strassen. Zusätzlich bin ich etwa 10 Km lang immer 20 Km vom Ziel entfernt geblieben. Das Navi hätte mir einen kürzeren Weg gewusst, über die Berge. Schlussendlich Punkt 17.00 Uhr im Hafen eingefahren unter dem Applaus von Hunderten von Zuschauern... (Blödsinn). Ich habe hier zwei Deutsche Velofahrer in etwa meinem Alter getroffen. Wir haben Belangloses diskutiert.

Der Ticketkauf und der Bezug der 4-er Kabine (für mich allein) sind reibungslos abgelaufen. 

Erklärungen zu den Bildern von oben links nach unten rechts. Bilder zum Vergrössern anklicken

Am Morgen früh schon sehr sonnig, Reisfelder soweit das Auge reicht / ein obligater Markt / schau Dir mal die Höhe an (1,9 m), wurde wahrscheinlich während der Hochblüte des Fiat Cinquecento gebaut. / leider habe ich nur das Bild von dieser  Strasse in einem Dorf dessen Name ich vergessen habe. Die quer hängenden Fahnen über der Strasse, insgesamt ca. 20 Stück sind je beidseitig mit allen Namen der Jugendlichen welche das Wahl und Stimmalter erreicht haben bedruckt. Dazu gehört ein traditionelles Fest, welches aber schon stattgefunden hat. / Im selben Dorf dieses Storchennest - ist es aber nicht - sondern ein kleiner Wasserturm, um den nötigen Druck in den Leitungen zu erzeugen. Heute dient der Turm nur noch den Mobile-Antennen. / Unglaublich, für 3 Mineralwasser, eine Focaccia mit Oliven und einen Espresso habe ich ganze € 4.30 bezahlt. / Selfie vor dem Haus von Freunden aus der Schweiz, war aber keiner da. / Die nächsten zwei Bilder zeigen eine alte Fabrik, wahrscheinlich mal abgebrannt und nicht wieder aufgebaut, vielleicht heute unter Denkmalschutz, alles blockiert und trotzdem noch irgendwie schön. Die letzten 80-100 Km wurden allmählich immer hügeliger, wusste ich, aber hätte ich so nicht erwartet. / Der Schreck des Tages. Eine Tafel welche die "normale" Weiterfahrt auf der Hauptstrasse untersagte. Ich musste zusätzlich über einen Pass fahren knapp 700 m ü.M. / Die letzten 3 Bilder. Krane imponieren mir. Solche grossen Dinger sieht man bei uns kaum. 

Mittwoch, 18. September, 4. Tag: Savona - Fähre - St. Florent

So gut habe ich in der Fähre noch nie geschlafen, von ca. 21.30 Uhr bis morgen um sechs. Perfekt, aber jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, fallen mir die Augen trotzdem fast zu. Das Meer war ganz ruhig, so dass man hätte meinen können die Fähre sei im Hafen geblieben und gar nicht weggefahren, aber ich bin da auf Korsika, etwas nach sieben von der Fähre runtergekommen. Was tun heute? Ich habe im Norden zwei Touren geplant eine von St. Florent aus und die andere ab Calvi. Beide Orte liegen in etwa 70 Km auseinander. Ich hatte keine Wahl. In St. Florent bleiben und nur etwa 30 Km Fahren heute. Macht nichts, meine Beine fühlen sich wie nach einer langen Wanderung an. Leichte Muskelverspannungen und so, aber alles noch ganz. Hotel gesucht und nördlich von St. Florent gefunden "U Liamone". "U" steht hier in Korsika für "der, die, das" einen Artikel. The Beatles würden hier  wohl "U Bitöls" heissen, alles klar? Meer geniessen, Sonne geniessen, Essen geniessen, heute Pizza mit Salat zu Mittag.  Morgen geht's ums Cap Corse und zurück zum U Liamone. 

Erklärungen zu den Bildern wie immer von o.l. nach u.r. Vergrössern = anklicken

Die zwei Männer aus Stuttgart / eine gebogene Linie ist auch eine Linie / Aussicht fast oben auf dem Pass zwischen Bastia und St. Florent / Nebel/Dunst zuoberst / Sicht auf die andere Seite auf das Meer an der Westküste / Saint Florent oder eben hier San Fiurenzu, diesmal ist das U hinten am Wort / die grosse Bucht bei St. Florent / und St. Florent von der gegenüberliegenden Seite.

Der 5. Tag (schon?): St. Florent - St. Florent (Cap Corse)

Die Zeit rauscht vorbei wie nichts. Heute habe ich mich auf die erste Tour begeben zum Rekognoszieren. Wir werden diese Tour am 3. Reisetag nächsten Mai machen, so habe ich das zumindest vorgesehen. Das Cap Corse, Capi Corsu, wie es da heisst. Die Korsische Sprache ist, so etwas ähnlich Tönendes wie Italienisch, nur, dass eben, wie schon mal erwähnt, Korsisch viele "U" enthält, wenn nicht vor dem Wort, so dann mindestens hinten, oder an beiden Orten. Korsisch verhält sich in etwa wie das Schweizerdeutsch und das Hochdeutsch im Vergleich mit Korsisch und Italienisch. Die verstehen einander nicht einfach so, buchstäblich meine ich. Ich würde das Ganze einfach mal so erklären wollen, ob es stimmt oder nicht, weiss nicht mal ich. Einzig bei den Verkehrsregeln gehen die beiden Temperamente einig. Eine Sicherheitslinie ist eben nur eine Empfehlung hier wie auch in Italien. Zu meiner heutigen Reise. Bin um 9 Uhr auf dem Velo losgefahren mit der Meldung im Hinterkopf, dass es noch Regen geben könnte. Vorsorglich habe ich die nötigen Sachen eingepackt. Ja bereits ab dem Start in St. Florent beginnt "die Schönheit" dieser Insel. Dieses Meer mit den Felsen, die kurvige Strasse, die Dörfer, einfach, Natur pur. Ich habe mich auf diese Rundstrecke gefreut, auch wenn ich sie schon mehrmals befahren habe. Ja, das Capi Corsu ist ein Muss für Korsika-Reisende. Praktisch kein Verkehr und die Strasse nie flach, immer mal wieder rauf und dann eine schöne Abfahrt. Ich kenne nichts Vergleichbares, vielleicht die Alpen? - natürlich nicht die Alpen! Zu erwähnen wären noch die zwei weissen Cars mit Rentnern drin. Die ich mal vor mir und dann wieder hinter mir hatte, die Cars mit den Rentnern. Der Chauffeur im hinteren Fahrzeug war für mich ein absolutes Greenhorn am Steuer. Der hat wirklich vor jeder erdenklichen Kurve gehupt, laut und aggressiv. Zuerst dachte ich das sei wegen mir, aber nein, auch wenn ich weit weg war habe ich den gehört. Vielleicht hat der für heute die Strasse gemietet, aber dann müsste er das anschreiben. Unterwegs habe ich Adressen für Halte gesammelt und weiss jetzt auch schon wie diese Tour in der Auffahrtswoche 2020 schlussendlich aussehen sollte. Ich bin dann doch noch kurz von oben begossen worden, nichts Schlimmes. Auf der Rückreise habe ich die Ostküste gewählt und bin dann nochmals ab Bastia über den Pass zurück zum Hotel in St. Florent gefahren. 

Kein Kommentar zu den 12 ersten Bildern. Die Aufnahmen der Westküste am Cap Corse sprechen für sich.  / Das ist die Gaststätte/Terrasse fürs Mittagessen auf der kommenden Tour. / Cap Corse - kurz mal Regen gehabt. Tee-Shirt, schreibt man das so? / An der Ostküste ist die Auswahl an Aktivitäten grösser.

Für optimale Vergrösserung Bilder jeweils 2 x anklicken.

Freitag, 20. September, 6. Tag: St. Florent - Calvi

Heute ist wieder so ein Zwischentag, Verschiebung um 70 Km von einem Ort zum anderen, nichts Besonderes, ausser, dass es bei mir heute wieder mal nicht 70 sondern nahezu 100 Km Fahrt waren und es waren nicht 900 sondern 1300 Höhenmeter. Habe wieder mal eine Abzweigung gleich nach St. Florent verpasst (bin ohne Navi gefahren, ich kenne ja den Weg im Schlaf) und dann hoch, immer hoch, aber leider in die falsche Richtung, nämlich in Richtung Bastia. Ich dachte aber ich sei auf der Strasse nach Ile Rousse/Calvi, welche auch hoch geht ab St. Florent. Sei es so, als ich es merkte gab es nur Umkehren, keine andere Möglichkeit. Unterwegs dann doch recht viel Verkehr, Motorräder, PKW's, Cars, kaum Lastwagen, wenigstens das. Dafür habe ich einen Franzosen, Antoine, mir entgegenkommend, voll beladen, getroffen und wir haben zusammen Radreiseerfahrungen ausgetauscht. War ein guter Typ, Jahrgang 1955, aus Berlin kommend, da dort wohnend und bisher als Lehrer im Einsatz. Der hat schon 3500 Km in den Beinen und sein Velo, ohne Motor, mindestens so schwer beladen wie meines. Getroffen haben wir uns durch einen kleinen Zufall von meiner Seite. Antoine war ein sehr zierlicher Typ mit langen Haaren und hat beim Absteigen ab dem Rad irgendwie geseufzt oder einen Ausruf gemacht, wie ich es in etwa mache, wenn ich einen Platten habe. Ich war schon fast vorbei an ihr und meine Gedanken waren, da kannst Du vielleicht helfen. Antoine sah von weitem aus wie eine zierliche Frau. Ich war dann erstaunt als mich eine männliche Stimme begrüsste. Es ist nicht so wie der oder die Eine denken mögen, ich helfe jedem Radfahrer, jeder Radfahrerin unterwegs, wenn Probleme auftauchen. Das ist Lebensqualität und ein super Gefühl. Ich weiss wie es ist mit einer Panne irgendwo ganz alleine zu sein. Ich bin jetzt im Hotel Sole Mare in Calvi und habe das Meer 50 m vor mir. Es ist bewegt und es windet immer noch, heute zum Glück von Nord nach Süd, so dass ich zeitweise Rückenwind hatte bei der Anfahrt. Für heute war nur Regen angesagt, den ganzen Tag. Ich hatte den ganzen Tag nur Sonnenschein, keine einzige Wolke am Himmel. Meteorologe sollte man sein, da kann man nichts falsch machen. Zusammenfassung: Zum Glück habe ich Antoine getroffen, sonst hätte ich nicht viel zu erzählen gehabt. Bin eben noch grad bei Quafi (Coiffeur) gewesen und heute morgen habe ich mich rasiert - flott sehe ich aus.

Den Weg gesucht und eine Bremsscheibe gefunden. Wer sucht, der findet, nur findet man manchmal etwas anderes als man gesucht hat. Solange ich das Meer vor mir habe bin ich auf dem richtigen Weg. Bewegtes, schönes Meer. ...und - ANTOINE! (unten)

7. Tag: Calvi - Calvi (Rundtour)

Vorweg - war schön. Anfänglich noch etwas den Weg gesucht, ich kam nicht drum herum etwa 3 Km auf der Hauptstrasse bis zum Start der Tour zu fahren, dann wurde es stiller und schlussendlich ganz still - Natur par Exelence. Ich habe auf dieser Rundstrecke nur wenige Autos angetroffen und wenn ja, dann "schlichen" die durch die Landschaft, typisch Korsische Landschaft, ursprünglich, wild und sehr schön. Dafür habe ich mehr Radler angetroffen, am Anfang ganze Gruppen, später nur noch vereinzelte. Die Tour heute habe ich als Einstiegstour gleich am 2. Ferientag bzw. 1. Fahrtag eingeplant. Sollte für Alle gut machbar sein. Ich habe mir unterwegs überlegt welche Art von E-Fahrrad hier wohl die Beste sein dürfte und meine Antwort ist: "Meins". Aber schon gleich würden wohl die vollgefederten E-Mountainbikes mit Thule-Gepäckträger sowie breitreifige Strassen-E-Bikes mit mindestens Vordergabelfederung folgen. In der Ausschreibung bzw. dem geplanten Prospekt für diese Tour im nächsten Mai, werde ich darauf achten dass erwähnt wird, mit was für Gegebenheiten hier zu rechnen sein wird. Ziel ist es jeweils 1. ohne Unfälle, 2. ohne Pannen, 3. mit einem Lächeln im Gesicht und 4. mit der unbändigen Freude auf den nächsten Radlertag im Hotel anzukommen. Ist doch nicht zuviel Erwartung, meine ich. Gut, das mit den Pannen kann vorkommen, ungewollt natürlich, muss aber nicht. Alles weitere von heute, unten bei den Fotos erklärt.

V.o.l.n.u.r (von oben links nach unten rechts (zum letzten Mal)) B.z.V.ak (Bilder zum Vergrössern anklicken) auch zum letzten Mal)) Die Bilder können in zwei Stufen durch Anklicken vergrössert werden

Aufnahmen 1, 2, 5, 6 sind typische Bilder von Korsika. / Bild 4: Zum ersten Mal sehe ich hier Windräder, allerdings standen die still ob kaputt oder kein Wind sei dahingestellt. / Bild 7: Der Leuchtturm an der Pointe de Revellata vis-à-vis von Calvi. Hierher habe ich etliche Wanderer nach hinten während ca. 1 Stunde Zeitbedarf für einen Weg gehen sehen. Die werden wohl alle enttäuscht sein, denn da ist nichts als eben dieser Leuchtturm. / Bild 8: Calvi / Bild 9: Mein jetziger Standort im Hotel, wo ich grad rausschaue (Haus mit Pool). Und in der Tiefe rauscht das Meer, schäumend in letzter Kraft der Wellen, sich an den Felsen brechend, aufbäumend (Literarisch).

 

Bild 1: Männerdiskriminierung - und die Frauen dürfen die?

Bild 2: Die Strassen sind manchmal perfekt und manchmal Flick an Flick und wo keine Flick ist ist ein Loch.

Bild 3: Da habe ich heute ja Glück gehabt. 

Musste doch eben mal austreten, nicht oben beim Schild, und staune was für eine unterschiedliche Pflanzenwelt mich in unmittelbarer Nähe umgibt. Beim Austreten hat man ja Zeit sich etwas umzuschauen. 

Anekdote: Vor ca. 35 Jahren, die Zeit als unsere Kinder noch klein waren und wir jedes Jahr nach Korsika an die Ostküste in die Ferien fuhren, begegneten wir einem älteren, bescheidenen und ruhigen Mann, zu Gast, wie wir auch, bei einer ebenfalls älteren Frau (Emelie) die als gute Pendlerin bekannt war. Er hatte Platicsäcke voller Kräuter und Pflanzen die er  von dieser Frau auf die medizinische Wirksamkeit auspendeln liess. Er war Dr. Schwabe ein 2-fach Akademiker (Medizin und Pharmazie). Ich wunderte mich, dass er, mit seinem grossen Wissen und seiner grossen Erfahrung sich in seinen Annahmen von der Wirksamkeit der gesammelten Pflanzen von Emelie bestätigen liess. Zum Teil kannte er selbst die Pflanzen nicht, aber er konnte sie doch gewissen Pflanzenfamilien zuordnen. Ich zeigte auf eine Pflanze und fragte ihn, welche Wirksamkeit er von diesem Gewächs in etwa erwarte. Er meinte, es könnte gut sein, dass diese Pflanze für das Herz gut sein könnte. Ich war dabei, als Emelie diese Wirksamkeit ohne irgendwelches pharmazeutisches Wissen diesen Tatbestand bestätigte. Dr. Schwabe war der Eigentümer und Unternehmer gleichnamiger Firma, Herstellung pflanzlicher Heilmittel. Er sagte mir, dass man auf Korsika noch viele Pflanzen und Kräuter finden würde, welche es sonst nirgendwo geben würde. Er war jeden Tag unterwegs am Sammeln. Heute leben beide Personen nicht mehr, aber die Erinnerung an sie bleibt.

 

Die Firma Dr. Willmar Schwabe gibt es seit 150 Jahren. Das Unternehmen hat den Preis des besten Arbeitgebers in Deutschland erhalten und beschäftigt weltweit 3600 Personen. Link zur Firma Dr. Willmar Schwabe GmbH

Tag 8: Von Calvi nach Corte am 22.9.19

Ich glaube, mein geplantes Programm 2020 zerfällt etwas bzw. es gibt bessere Abläufe. Entweder sind die Tage zu kurz oder ich benötige zuviel Carzeit für die Verschiebungen. Wenn ich die Zeitbedarfe der einzelnen Tage rechne, würden wir immer relativ spät zum Nachtessen kommen und trotzdem unter Zeitdruck stehen. Ich bin am Überlegen von neuen Lösungen, das wird schon - wir schaffen das. 

Eine Variante wäre, dass wir die Verschiebung von der Westküste nach Corte gleich per Velo selbst machen würden, so wie ich heute. Ich bin einen nahrhaften Pass von 0 auf 1100 m hoch gefahren und danach ging's mehrheitlich runter in Korsischer Landschaft und das wäre ev. schon des Rätsels Lösung. Für die schöne Natur heute  würde ich dann dafür eventuell die Calvitour von gestern oder die Bonifaciotour am letzten Tag fallen lassen. Aber es ist noch eindeutig zu früh schon jetzt Entscheide zu fällen. Erst mal Eindrücke und Daten sammeln. Die Unterkunft wo ich jetzt bin kenne ich schon von meinen Motorradtouren vergangener Jahre her. Das Hotel befindet sich am Anfang des bekannten Restonicatales, direkt am Bach. Übrigens, der heute wiederum angesagte Regen hat heute morgen um ca. 08.30 Uhr aufgehört und zu Nieseln begonnen hat es just dann, als ich beim Hotel ankam. Punkto Wetter bleibt mir also das Glück treu. Viel kalten Gegenwind gehabt heute.

Oben die heutigen Bilder der durchfahrenen Landschaften. Darunter die Gaststätte zuoberst auf dem Pass Col de Battaglia 1100 m ü.M., wo ich das Mittagessen eingenommen und auch für die nächstjährige Tour vorgesehen habe.

Ja die Bahn in Korsika. Vor vielleicht 35 Jahren bin ich zum ersten Mal mit der Korsischen Bahn von Casamozza bei Bastia rüber nach Ile Rousse gefahren. Das war vielleicht ein Erlebnis. Der Zugführer sass ganz vorne auf einer Kiste und war in Diskussionen mit Einheimischen verwickelt. Hinter ihm in gleichem relativ grossem Raum die zu transportierenden Waren einfach nur so ungesichert hingestellt. Der Zug fuhr höchstens 40 KmH und da es sich um eine Schmalspurbahn von 1 m Schienenbreite handelt, hatte man das Gefühl der Zug würde in jeder Kurve gleich kippen oder von den Schienen fliegen. Es schüttelte, die Gleise waren in erbärmlichem Zustand. Es ging zu wie im wilden Westen. Wir fuhren durch karge Gegenden, die Bahnhöfe bestanden aus kleinsten Häuschen, verwarlost und vor allem wir fuhren teils über Holzbrücken und auch durch Tunnels voller Kühe die dort Schatten suchten. Unter Pfeifen/Hupen des Zuges wurden die Kühe aufgeschreckt und sprangen im Pulk vor dem Zug her raus in die Freiheit. Da ich mehrmals mit diesem Zug unterwegs war kann ich sagen, dass jedesmal irgendwo eine Panne aufgetreten ist. 

Nachstehend ein Auszug aus Wikipedia

Auf geraden Strecken kann der kleine Bummelzug immerhin an die 100 km/h erreichen – jedoch stammt der Kosename „TGV Corse“ nicht von der Geschwindigkeit (TGV = Train à Grande Vitesse – Hochgeschwindigkeitszug), sondern vielmehr nennen die Einheimischen den Zug liebevoll: „Train à Grande Vibration“ – frei übersetzt bedeutet das wohl „Wackelzug“.

Das letzte Bild habe ich im Internet geklaut, weil ich keinen "lebenden Zug" gesehen habe heute.

Der 9. Tag. Heute: Corte - Cervione

Alles gesehen punkto Strassen, alles gehabt punkto Wetter. Philippe getroffen. Von vorne. Schon bald nach dem Start um 09.30 Uhr hat sich die Sonne verzogen, leichter Regen kam auf der sich dann beim ersten grösseren Aufstieg festigte bzw. verstärkte. So habe ich zum ersten mal meine Waffen Regenjacke und Regenhose gezückt und das Wasser erfolgreich abgewehrt. Mir war eigentlich recht wohl, so eingepackt, für mich unterwegs in eine Gegend der Insel die ich kenne, das heisst ab ca. der 2. Hälfte der Strecke. Vorher kam ich über ein Strässchen, wohl geteert, aber da ist die letzten 5 Jahre bestimmt nie einer vorbei gekommen. Zum Teil sehr steil und an einem Ort hat sich die Strasse, ohnehin schon schmal, zur Hälfte talwärts verabschiedet. Ein bescheidenes Schildchen sollte diese Tatsache wohl akzeptabel machen (Foto). Man hätte es auch reparieren, dann hätte man sich das Schildchen sparen können. Ich war am Anfang der Strecke grad am Fotografieren eines Flussbettes, da kam mir ein Dreiradfahrer entgegen, welchen ich auch gleich knipste. Er hielt an und zuerst dachte ich an meine letztjährige Reise wo ich wegen ungefragtem Ablichten einen Rüffel eingefangen hatte. Aber nichts der gleichen, wäre auch nicht möglich gewesen auszusteigen, Philippe, wie er hiess war handicapiert, einseitig gelähmt. Er erzählte mir von seinem Schicksal wie er alles wieder lernen musste, sogar sprechen, dies nach einem Herzinfarkt. Obschon sein Gefährt einen E-Antrieb im Hinterrad hatte, wie ein E-Bike, bewunderte ich ihn. Täglich auf Tour mit der Kraft eines Beines, Steuern und Bremsen auch nur mit dem linken Arm, den rechten hatte er in einer Binde um den Hals fixiert. Manche Leute machen alles für ihre Gesundheit und lassen sich nicht unterkriegen und andere vergeuden sie und lassen sich gehen. Auf diese Etappe freue ich mich fürs nächste Jahr besonders, kann ich doch dazu doch nach über 50x Korsika etliches sagen.

In Cervione bin ich in einem riesigen, optisch doch stark in die Jahre gekommenen Haus gelandet. Ich habe da ein Zimmer mit eigenem Bad, alles gross, dies bei einem älteren Ehepaar in deren Wohnung. Ich habe sie aber noch nicht gesehen, den Schlüssel hat mir jemand anderes gebracht. Ich war schon früh da so um die 13.30 Uhr und die Sonne war auch schon wieder da. Die Strassen die ich befahren habe entsprechen meiner Vorstellung von typisch Korsika. Macchia, Strasse mal Flick an Flick, dann wieder neu geteert, dann wieder Sand in den Kurven die kleinen Mäuerchen am Strassenrand. Und dann, viele Tiere auf der Strasse, Geissen, Schafe, Kühe, Schweine und beim Start sogar 7 Katzen mitten drauf. Am unangenehmsten sind die Schweine, schwarz, Rosa oder gemischt. Die sind meist beidseitig der Strasse still vor sich her fressend und wenn du kommst schrecken die auf und rennen wild durcheinander, manchmal einfach einem Schwein nach. Kann sein, dass du die dann über 2-300 m vor dir hast und die rennen Vollgas. Ich versuche dann immer langsam zu fahren, so dass die Schweine auch Zeit haben mal etwas zu überlegen und allmählich zur Seite auszuweichen.

Schöner Fluss / Philippe auf seinem E-Dreirad / Tiere auf der Strasse / Es gibt kaum Strassenschilder in Korsika die nicht von Schüssen durchlöchert oder besprayt sind / nächste 2 Bilder, alles was hängt meiden, alles was hängt hat Dornen / halbe Strasse weg, dafür wurde ein kleines Schild hingestellt, wohl zur Entlastung, wenn einer reinfährt. Übrigens nur von einer Seite. Nachts wird es gefährlich / ich im Regendress / nach dem Regen, Dampf in der Luft / die Geröllhalde ist  eigentlich eine Staumauer / schöne Korsische Strasse / der Stausee hat etwas Wassermangel / Motorradgruppe vor meiner Absteige. Wir haben uns amüsiert / heute ist Wäschetag, wenn es diese Nacht regnen sollte, fahre ich morgen nass weiter weil nichts trocknet bzw. ich wieder nass werde.

24. September 2019, der 10. Tag: Cervione - Bavella - Porto Vecchio

Schon gestern Abend zweifelte ich, ob mit ca. 140 Km Distanz und über 2000 Höhenmetern die Akkus reichen würden. Ich bin also sehr sparsam losgefahren mit minimalster Unterstützungsstufe. Am Anfang war das gar kein Problem, ging's doch ca. 10 Km stets bergab bis auf die "Nationale", die Strasse welche die ganze Ostküste bis Bonifacio runter geht. Die Strasse ist relativ breit für Korsische Verhältnisse aber stark befahren, so auch heute. Manchmal hat's eine Art Radstreifen und manchmal halt nicht. Jedenfalls ging alles gut. Ich hatte vor mal bis Solenzara zu fahren und allenfalls dort dann zu übernachten. Allerdings wären das dann nur so um die 80 Km geworden heute. Also machte ich den Entscheid ob ich den Bavella schon heute fahren würde oder nicht von der Restbatteriekapazität ab. In Solenzara, keine Frage - weiter. Nun, der Bavella hatte es in sich und vor allem konnte ich nicht verifizieren auf welcher Höhe ich schon war und zwischenzeitlich ging's wieder mal so 150 m runter. Ruhe bewahren und mit minimaler Unterstützung weiter Fahren, weil Raufklettern frisst Batterie wie verrückt. Schlussendlich hat's gereicht und ich war erleichtert, weil Umkehren hätte mir nicht entsprochen und hätte ebenfalls anstrengend werden können. Übrigens war ich der einzige Radfahrer auf dieser Strecke, mir ist kein anderer weder rauf noch runter begegnet. Anschliessend kam dann sogar noch ein weiterer Pass rüber nach Porto Vecchio der Col Illarata. Kurz bevor dann die Abfahrt nach P.V. begann eine Riesenüberraschung. Eine Aussicht vom Feinsten - so in Korsika noch nie gesehen. Corse Sud-Est, also Süd-Ost Korsika sieht man von da aus. Danach gings 10 Km nur runter immer so 60/65 auf dem Tacho, ich war so schnell wie der übrige Verkehr bis wirklich Porto Vecchio rein. Auf sowas kann man stolz sein. Ein stark beladender Velofahrer mitten in der Kolonne und keiner  überholt, sogar die Motorräder hielten sich zurück. In Porto Vecchio habe ich dann rasch eine Unterkunft in Form eines Studios gefunden. Auf das Nachtessen verzichte ich heute, müsste hier selber Kochen, habe erst so um halb drei gut in Zonza gegessen und sonst habe ich immer einen Notvorrat dabei. Ob ich den Bavella nächstes Jahr mit der Gruppe fahren werde ist mir noch nicht klar. Wir müssten auf jeden Fall einen Teil mit dem Car hochfahren, es wird sonst zuviel der Anstrengung. Begegnungsmässig sonst heute nichts Spezielles, das Übliche halt.  "Oh joli vélo, c'est lourd?= Oder "Oh, vélo éléctrique, quel distance pouvez-vous faire avec les batteries?" Oder  "Oh, deux batteries!" Oder "C'est cher ce vélo?" Oder "vous êtes Allemand?" Oder "vous parlez bien le Français"Oder "voyagez-vous tout seul?" Und "Bon courrage!" Hört man auch viel. "Et votre femme?" Antwort "Elle m'attend".

Die Bilder beginnen erst ab Solenzara, die ersten zwei sind vom gleichnamigen Fluss. Der bildet immer wieder schöne "Badebecken" die von Touristen und auch Einheimischen rege benutzt werden. / Haute Corse die Gegend des Bavellapasses. Unterwegs Schweine unbekümmert lebend - eine Attraktion für die Touristen, warum eigentlich? / Auch das Schild auf dem Pass oben wurde rege "benutzt". / Baum, geprägt vom Wind ganz oben auf dem Bavella. Der nächste Pass folgte sogleich, jedoch lang nicht so nahrhaft wie der Bavella. / Nächste Bilder, schöne Korsische Landschaften. / Letztes Bild sagenhafte Aussicht über Porto Vecchio und ganz südost Korsika.

Der 11. Tag: Porto Vecchio - Ajaccio - Fähre nach Toulon

Heute war geprägt vom Willen die gut 2100 Höhenmeter und die Distanz von Rund 120 Km mit den Akkus zu schaffen. Von Gestern wusste ich, dass es grenzwertig werden könnte, aber dem war nicht so. Ich war gut eineinhalb Stunden vor dem möglichen Einchecken in Ajaccio und bin jetzt in meiner Kabine. Ich habe Pommes, Salat und ein Bier intus und es ist 20.00 Uhr, die Fähre verlässt eben den Hafen in Richtung Toulon France. Ja, die Fähre bewegt leicht, schon jetzt, und in der Garage unter mir gehen gleich 2 Autoalarme los. Guter Beginn der Überfahrt. Nun, müde bin ich, also lege ich mich gleich schlafen. Was soll ich denn sonst tun um diese Zeit an solchem Ort? Ich habe mir vor Abfahrt Punkt 09.00 Uhr genau überlegt wo ich durchfahren will, besonders was die Steigungen und die Distanz betrifft, die standen im Vordergrund, diesmal nicht die Natur. Und trotzdem, schöne Gegenden durchfahren und auch in der Nähe von Porto Pollo schönsten Badestrand, praktisch leer. Warum wohl fahren denn alle im Juli und August hierher? Ich bin vor allem meinem Navy gefolgt und habe immer wieder mit Google Maps verglichen, die waren sich zu 90 % einig, auch dort wo dann die asphaltierte Strasse aufhörte und ein steiniger Feldweg sich anbot. Nur der, keine Alternative, auf jeden Fall nicht ohne grösser Umweg bzw. Umkehr. Ich fuhr gegen 10 Km auf diesem Weg und unterwegs musste ich einen Bach überqueren, wo die Brücke mal weggerissen wurde. Alles Gepäck runter und Rad irgendwie auf die andere Seite bringen. Vor allem stellen sich in solchen Momenten immer ein paar Fragen: «Wo bin ich?» «Was ist wenn der Weg unpassierbar wird?» «Was ist, wenn ich jetzt einen Defekt habe» «Habe ich Netz auf dem Handy?» «Was ist wenn ich die Fähre verpasse?» A propos Defekt. Heute hatte ich ca. 15 Km vor dem Tagesziel einen Platten am Vorderrad. Zum Glück vorne, geht einfacher. Mit meiner grossen Routine war der Platten innerhalb 10 Minuten repariert (Dornen eingefangen) und es ging weiter. 

Auch die Korsen haben trocken gemauert, mit runden Steinen, nicht einfach. / Ich war wieder mal auf "Abwegen", ungeteerte Strassen, die im Chaos enden könnten, diesmal fast. / Allerdings habe ich wieder von schönster Natur gezehrt. / Velo hingestellt - Ende des Weges. Umkehren? Nein, ich nicht. Gepäck abladen und schauen wie ich mit dem Velo über den Bach komme. / Man sieht es, da war mal eine Brücke, heute weggeschwemmt. / Kurz danach erste Zeichen von Zivilation - ausgebrannte Autos, der Natur überlassen. / Mittagessen, gediegene Gaststätte / das letzte Mal in der Nähe des Meeres, wunderbares Meer an der Westküste / das letzte Mal einen Pass überqueren in Korsika / immer Richtung Ziel (Ajaccio) und schliesslich die letzte Aufnahme ab der Fähre mit Blick in die Hafengegend von Ajaccio.

Heute ist der 26. September und Tag 12 der Reise: Toulon - Manosque

Die Nacht bin ich ein einziges Mal aufgestanden um den Blasendruck abzubauen. Ich musste mich an den Wänden der Kabine festhalten. Grosser Seegang wahrscheinlich, manchmal so stark, dass es durch das ganze Schiff tönte, wie auf der Titanic beim Aufprall auf den Eisberg. Manchmal haben die Wellen das Schiff gleich um ein paar Meter zur Seite gestossen, ich wurde durchgeschüttelt, war aber zuversichtlich, dass alles gut kommt, denn das habe ich schon einmal etwa bei meiner 3. Überfahrt von Bastia nach Genua erlebt. Statt 7 Stunden benötigte das Schiff deren 11. Mir war damals speiübel, diesmal nicht, denn ich blieb schön liegen. Das letzte was ich gesehen hatte war das Verladen der 40-Tonnen-Sattelschlepper oben vom Deck runter auf den Pier. Die "Mega" - Fähre, so heisst sie auch ist die wohl grösste von Corsica Ferries. Die hat sich keinen gefühlten Milimeter nach unten bewegt wenn so ein Sattelschlepper reingefahren ist. Umso erstaunlicher was für eine Wucht die Wellen an den Tag legen können. In Toulon angelegt fuhr ich gleich weiter in Richtung Manosque und musste mehrmals den Kopf schütteln. Lernt die Menschheit nie? Autokolonnen, lang, länger, am längsten überall auf den Einfahrstrassen, wohl jeden Tag so. Das Velo kennt hier keiner und der öffentliche Verkehr (Bahn) wurde stillgelegt. Ist das ein Leben, nicht mit mir. Auch heute wollte ich diesen ersten Teil der Rückreise zügig meistern. Ich wusste, dass hier die Natur nicht soviel zu bieten hat, das kommt erst noch. Heute fühlte ich mich eher etwas schwach, kommt wohl auch vom Brot-losen Frühstück heute, nur Früchte und Säfte. Unterwegs gab's dann noch ein sehr gutes Olivenbrot, aber das reichte nicht, ich bekam einen Hungerast mit leichtem Zittern und Schwindelgefühlen. Also stopp und Logisbezug. Ich bin in einem IBIS Budget, die beste Unterkunft auf dieser Reise bis jetzt und trotzdem günstig.

Solche Kanäle habe ich mehrmals angetroffen, steril, aber glasklares Wasser / des Rätsels Lösung Kraftwerke / Zum ersten Mal sehe ich live einen Wildwasserparcours für Kanuten / IBIS Budget, das war das ideale Hotel für mich, genial und einfach eingerichtet, alles was es braucht für einen Velo-Tourenfahrer und günstig.

Freitag der 27. September, 13. Tag: Manosque - Die

Heute wollte ich wiederum vorwärts kommen. Mein Ziel heute die Stadt "Die". 145 Km  und die ca. 1400 Höhenmeter waren immerhin zu bewältigen. Ich fuhr wiederum mehrheitlich auf verkehrsreichen Strassen mit Ausnahme der letzten 40 Km wo ich einen Pass komplett abseits zu überqueren hatte. Diese Gegend allein hat diesen Velotag gelohnt. Am Schluss des Tages bei der Hotelbuchung fuhr ich an einem Hotel im alten Zentrum von Die vorbei. Ich suchte dieses bei Booking.com und wurde fündig. 65 Euro hiess es da. Ich rief an und erhielt Angaben von € 141 - 165 pro Zimmer. Ich dachte ich höre nicht recht und fragte nochmals nach. Tatsächlich. Ich fragte dann am Telefon nach, ob ich ein Zimmer über Booking.com buchen sollte. Er meinte sofort, ja sie hätten auch Zimmer für 61, 63 und 65 Euro die Nacht. Ich reservierte das für 61 €. Ich würde wetten, dass es dasselbe Zimmer ist wie er mit für € 141 angeboten hatte. Nun Schlitzohren gibt's überall. 

Ein Riesenfeld mit Kürbissen / Natur, schon wieder / ein typisch Französischer Ort / und nochmals Natur unterwegs, Berge anders als bei uns in der Schweiz / sympatische Schilder immer an Pässen mit allen nötigen Infos für Radfahrer / Eindrücke der Strecke von heute. / Oben auf dem Pass / gespaltener Fels am Rand der Strasse.

14. Tag: Die - Voiron

Gleich nach dem Start war ich bereits im Aufstieg auf den Col de Rousset. Kannte ich bisher nicht, jetzt aber. Schöne, natürliche Gegend im Naturschutzgebiet des Vercors. Ich kam dorthin auf Empfehlung von Pesche (siehe Berichte Westalpencross). Auf 1254 m erreichte ich zusammen mit Dominique, ein "Bio-Beerenbauer" irgendwo in der Nähe von Lyon. Dominique ist auch grosser Sportler und macht nach wie vor Wettkämpfe im Ultra-Triathlon. Er auf dem Rennvelo und ich auf meinem Elektro-Drahtesel, das ging sehr gut, wir haben uns begleitet ohne zu Ermüden. Plötzlich waren wir oben. Es folgte danach eine lange Abfahrt sowie einige Auf- und Abstiege und schlussendlich die Sicht über Grenoble. Jetzt bin ich ich in Voiron in einem Best Western Hotel, etwas teurer als sonst, aber es wird wohl das letzte sein auf dieser Tour. Morgen sollte ich mit etwas Anstrengung Genf erreichen wo ich den Zug nach Hause besteigen werde.

Mir sympatische Infoschilder an Pässen in anderem Design als am Vortag / Dominique Bio-Beerenbauer / die Aussicht von oben und Gipfelfoto / schöne, felsige Strasse / Seile an Kletterwand - wie alt die wohl sind? / perfektes Bild, links die Schlucht nur ca. 5 m breit und daneben der Tunnel für die Strasse / Sicht auf Grenoble

Und Nummer 15, der letzte Tag meiner Reise: Voiron - Chambéry - Köniz

So schnell geht das - schon vorbei, ich bin heute Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr nach Hause gekommen. Von heute habe ich keine Bilder mehr geschossen mit zwei Ausnahmen, warum? Weil 1. ich etwas unter Zeitdruck stand und zweitens die Natur auf der heutigen neuen Strecke für mich nichts Besonderes, was es nicht auch in der Schweiz gäbe bot. 2. Grund war dass ich als ehemaliger Leichtathlet ich mir abends am TV die WM in Doha nicht entgehen lassen wollte. Ich bin immer wieder fasziniert von den Leistungen, der vollendeten Technik der Leichtathleten und Athletinnen und fiebere mit, besser als jeder Krimi oder irgendwelchen Quizsendungen, Superstar oder Top-Model... Dabei ist mir zum ersten Mal der eigentlich blödeste Fehler unterlaufen, nämlich, dass ich vergessen habe vor dem zu Bett gehen das zweite Akkupaar an die Ladegeräte anzuschliessen. Am Morgen ist es dann zu spät und mit halber Leistung als normal erreiche ich maximal, ohne nennenswerte Anstiege gegen 100 Km. Genf lag aber ca. 150 Km entfernt und dazwischen lagen ca. 1700 Höhenmeter. Unmöglich also mein heutiges Tagesziel zu erreichen. Ich checkte alle möglichen Lösungen und habe mich entschieden mal nach Chambéry zu fahren. Dort gibt es Bahnanschluss nach Genf. Sollte ich den Zug verpassen, würde ich bis Aix-les-Bains fahren und dort nochmals übernachten, da kein Bahnanschluss in die Schweiz vorhanden. Die erste Variante wurde dann Realität. Ab Genf habe ich im Zug Nicolas getroffen, ein 40 jähriger Velotourenfahrer, im Kader der Swisscom/EDV/Buchhaltung in Bern arbeitend und in Fribourg wohnend. Sympathischer Mann, schon nur weil er Velo fährt...

Nicolas de Fribourg / et moi à la Gare de Chambéry le dernier jour de mon "trip". Important - "composter le billet" deux minutes avant le départ du train...

Fazit der Reise

Hat sich wieder mal gelohnt alleine etwas zu unternehmen, die Gedanken zu ordnen und draussen in der Natur zu sein. Der Start, die erste Woche, sind gefühlt schon weit weg. So etwas passiert, wenn eben täglich was neues passiert. Zum Glück passiert das einfach so, das passt. Es geht nun darum, dass ich die mit der Reiseorganisation "Edelline" für den nächsten Mai geplante Woche optimal vorbereite, jede Tagestour einzeln. Die Tagesstrecken werde ich auf 50 - 60 Km setzen, so dass wir nicht in einen Leistungs- bzw. Zeitstress kommen und dann hoffe ich, dass wir genügend Anmeldungen hinkriegen, so dass wir mit 20-30 Personen diese Touren auf Elektrorädern auch durchführen können. Wer diesen Bericht liest und vor allem die schönen Bilder von Korsika sieht ist sowieso dabei, oder etwa nicht?